Frühkindliche Bildung durch Sport in Deutschland

Die Erkenntnis, dass Lernen nur im Geist geschieht, ist mittlerweile obsolet. Bildung wird nunmehr ganzheitlich verstanden und Sport bereits als Bildungspotenzial der Kinder- und Jugendarbeit im Sport in Deutschland angesehen.

Die Erkenntnis, dass Lernen nur im Geist geschieht, ist mittlerweile obsolet. Bildung wird nunmehr ganzheitlich verstanden und Sport bereits als Bildungspotenzial der Kinder- und Jugendarbeit im Sport in Deutschland angesehen. Deutschlandweit gibt es einen Orientierungsrahmen und damit verbunden die Beteiligung des organisierten Kinder- und Jugendsports in Bildungsnetzwerken, um ein gemeinsames Bildungsverständnis zu praktizieren. Denn man ist sich einig, dass der Lebenswandel der Kinderwelt auch mit einem Wandel des Bildungsverständnisses einhergeht. 

Bildung wird in Deutschland als Teamwork verstanden. Durch die Öffnung des Bildungsverständnisses und der Beteiligung unterschiedlicher Akteure/-innen werden neue Lernorte geschaffen, die Kindern und Jugendlichen eine moderne Lernkultur ermöglichen. Lernen findet nicht nur klassisch in der Schule statt. Auch Sportvereine, Jugendclubs und Freizeiteinrichtungen nehmen sich dieser Aufgabe an und bieten deutschlandweit Angebote für bewegte Bildung an. Hier steht die non-formale Bildung mit der Vermittlung von Kompetenzen im Vordergrund. Es werden nicht nur motorische Aspekte berücksichtigt, sondern auch soziale und personale Entwicklungsprozesse angesteuert. Aber auch die klassischen Bildungsinstanzen wie Schulen und Kindertagesstätten öffnen sich dem Thema und werden zunehmend bewegter. Von Konzepten zu Bewegungspausen bis hin zur Bewegten Schule bzw. Kita gibt es eine Vielzahl an Praxisbeispielen. Auch die Wissenschaft nimmt sich der Bewegung an und gestaltet bewegte Hochschulen sowie Konzepte und Leitfäden für die Umsetzung von bewegten Lerninhalten. 2020 wurde das Sammelband „Bewegtes Lernen – Handbuch für die Forschung und Praxis veröffentlicht“ von Dr. Andrä und Dr. Maccedonia mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Best-Practice-Beispielen veröffentlicht. 

Aber auch deutsche Sportjugendorganisationen wissen um die Notwendigkeit von frühkindlichen Bewegungserfahrungen und widmen eine Vielzahl an Projekten der frühkindlichen Bildung im und durch den Sport. Die Brandenburgische Sportjugend möchte bereits im Kindesalter den Grundstein für eine positive Einstellung zu Sport und Bewegung legen. Kognitive Lernprozesse und Bewegung stehen maßgeblich im Zusammenhang. Die enge Verbindung zwischen körperlicher Bewegung und Entfaltung kognitiver Fähigkeiten sind besonders in der frühen Kindheit zu beobachten. Kinder lernen mit dem Körper und allen Sinnen. Die Umgebung wird durch den eigenen Körper bewegt wahrgenommen. Auch das Sprechen lernen erfolgt in Bewegung und ist mit geistigen Prozessen verknüpft. Daher unterstützt die Brandenburgische Sportjugend besonders die frühkindliche Bewegungsförderung, um so die kindliche Entwicklung ganzheitlich von klein auf zu positiv zu beeinflussen. Die Handlungsfelder der BSJ umfassen:

  • Frühe Bildung im Sport
  • Weiterbildung und Qualifizierung von Fachkräften
  • Wissensverbreitung und Netzwerkbildung durch Sport.

Die BSJ widmet sich daher mit einer Vielzahl an „bewegten“ Projekten für Kinder im Vorschulalter. So werden Kinder mit Hilfe von Kooperationen zwischen Sportvereinen und Kindertagesstätten frühzeitig an den Sport gebunden. Mit der Vergabe eines Gütesiegels an bewegungsorientierte Kitas möchte die BSJ darüber hinaus die geleistete Arbeit im Bereich der frühkindlichen Bewegungserziehung anerkennen. Nicht zuletzt wurde mit der Kitaolympiade „Immer in Bewegung mit Fritzi“ ein landesweiter Kita-Wettbewerb ins Leben gerufen, der Sport und Bewegung im Alltag der Kinder fördert und die Öffentlichkeit auf das Thema Bewegung aufmerksam macht. Immer im Fokus bei allen Projekten stehen Lernerfahrungen durch Bewegung. Als Träger von bewegungsorientieren Kindertagesstätten wurde die LSB SportService Brandenburg gGmbH gegründet, die bereits 10 gesundheits- und sportbetonte Kitas betreibt. Sie sind Modelleinrichtungen für frühkindliche Bewegungsförderung im Land Brandenburg.

 

Auch deutschlandweit wird die frühe Bildung im Sport und durch den Sport thematisiert. Im Themenfeld Kinderwelt ist Bewegungswelt fasst beispielsweise die Deutsche Sportjugend als Dachverband der Brandenburgischen Sportjugend ihre Aktivitäten rund um Kinder bis zwölf Jahre zusammen. 

„Als Kinder- und Jugendverband setzt sich die Deutsche Sportjugend als Bewegungsanwältin für Kinder ein in dem sie

  • Kompetenzerwerb durch Bewegung ermöglicht und fördert,
  • Bewegungsraum für Kinder schafft und zurückerobert
  • sowie Informations-, Aufklärungs- und Lobbyarbeit betreibt.“*

Die jährliche Veröffentlichung eines Jahreskalenders mit bewegungsanregenden Bildungsinhalten sowie Aufrufe zu speziellen Thementagen wie dem Vorlesetag in Bewegung sind nur zwei gelungene Beispiele für bewegtes Lernen durch Sport in Deutschland (https://www.dsj.de/kinderwelt/dsj-kinderwelt/dsj-bewegungskalender/).

Neben der Beteiligung von Sportorganisationen am Entwicklungsprozess Lernen und Bewegung, hat sich in der Vergangenheit der Fokus auch auf den Bereich der Psychomotorik gerichtet. Hierbei wird auf die Entwicklung von Handlungskompetenzen gezielt, die immer in einer gegenseitigen Wechselbeziehung von Kognition, Bewegung und Emotion stehen. Wissenschaftliche Institutionen in Deutschland beschäftigen sich stark mit den Auswirkungen von Psychomotorik auf die Entwicklung von Kindern. Es gibt bereits bestehende praxisnahe Konzepte in Kindergärten, Schulen und sogar Sportvereinen. Der Psychomotorik-Verein Berlin Brandenburg e.V. ist Vorreiter für Bewegungsprojekte im Bereich YogaMotorik und mobile Bewegungsbaustelle. Beide Projekte verbindet die Förderung motorischer Entwicklungsprozesse im Kindersalter.